Elektronische Transportdokumente bieten eine große Chance, bisherige manuelle Abläufe und Tätigkeiten zu automatisieren und zu verknüpfen. Eine Einführung im großen Stil ist bisher an einer mangelnden Kompatibilität der unterschiedlichen Lösungen sowie einer Vielzahl von Akteuren gescheitert. Eine Open-Source-basierte Implementierung hilft, die verschiedenen Ansätze zu harmonisieren und ein Netzwerk aus föderierten Plattformen aufzubauen.
Neue Funktionen für den eCMR
Die Forschenden der Silicon Economy haben vor wenigen Monaten einen Webdienst zum Anlegen, Speichern und Weitergeben von eCMR quelloffen im Open Logistics Repository der Open Logistics Foundation veröffentlicht. Das große Interesse der Logistikwirtschaft daran mündete in die Gründung der Working Group »Electronic Transport Documents« mit dem ersten inhaltlichen Thema »eCMR« unter dem Dach der Stiftung. Der regelmäßige Austausch wird dazu genutzt, fachliche, technische und organisatorische Themen zur Einführung und Weiterentwicklung des Dienstes zu besprechen.
Der erste Praxistest, bei dem der entwickelte eCMR-Dienst im Tagesgeschäft erprobt wurde, fand im August des vergangenen Jahres in Zusammenarbeit mit dem Projekt Blockchain Europe und dem Unternehmen DACHSER statt. Der Logistikdienstleister setzte den eCMR-Dienst auf einem grenzüberschreitenden Verkehr zwischen den Niederlassungen in Waddinxveen, Niederlande und Bad Salzuflen, Deutschland ein und zeigte die Nutzbarkeit des Services im realen Betrieb.
Darüber hinaus unterstützt das Fraunhofer IML interessierte Partner, den eCMR-Service auf eigener Infrastruktur zu hosten und damit erste Erfahrungen im eigenen Betrieb einer eCMR-Instanz zu sammeln.
Die Lösung soll nun in konkreten Anwendungsszenarien, zusammen mit Unternehmen aus Logistikwirtschaft und Industrie, erprobt und in die Praxis überführt werden. Darüber hinaus werden durch eine strukturierte Sammlung der Anwendungserfahrungen Ansätze für die technisch-funktionale Weiterentwicklung gesammelt und umgesetzt.
Stichwort eFTI
Die Verordnung zu Elektronischen Frachtbeförderungsinformationen, kurz eFTI-Verordnung, schafft den rechtlichen Rahmen für den elektronischen Informationsaustausch zwischen Wirtschaftsbeteiligten und Behörden über den Güterverkehr in der Europäischen Union. Dabei handelt es sich um Informationen, die nach EU- und nationalem Recht erforderlich sind. Gleichzeitig stellt die eFTI-Verordnung einen großen Schritt vorwärts bei der digitalen Transformation des Güterverkehrs in Europa dar und wird sowohl den Betreibern als auch den Behörden erhebliche Vorteile bringen.
Dies sind unter anderem:
- eine Senkung der Verwaltungskosten im Bereich Verkehr und Logistik. Nach Schätzungen der Europäischen Kommission wird der Sektor in den nächsten 20 Jahren bis zu 27 Milliarden Euro einsparen.
- eine verbesserte Gesamteffizienz der Logistikkette, da sie auch den elektronischen Informationsaustausch zwischen den Wirtschaftsbeteiligten selbst erleichtern wird.
- eine effizientere Durchsetzung der Vorschriften für den Güterverkehr in der Union, da risiko- basierte Kontrollen erleichtert werden und mehr Daten von hoher und standardisierter Qualität zur Verfügung stehen, die unter anderem für Überwachungs- und Statistikzwecke genutzt werden können.
Alles inklusive mit dem »eFreight-Folder«
Frachtbriefe (CMR) stellen ein Transportdokument von vielen dar. Um die mit einer Digitalisierung verbundenen Effizienzgewinne zu realisieren, ist perspektivisch eine vollständige Digitalisierung des papierbasierten Informationsaustauschs im Güterverkehr notwendig. Dafür ist es von hoher Bedeutung, für die (technischen) Funktionen eine Referenz zu erstellen, die in einer Vielzahl an (logistischen) Prozessen bzw. Transportdokumenten benötigt werden (z. B. digitale Signaturen, Authentifizierung von Unternehmen/Personen etc.). Die Umsetzung solcher Funktionalitäten und ihre Bündelung in einem »eFreight-Folder« – einer digitalen Sammelmappe, die sowohl diverse Frachtdokumente als auch hierfür benötigte Funktionen bündelt – stellt aktuell einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt dar. Die Umsetzung orientiert sich dabei an den Vorgaben der eFTI-Verordnung.
Informationen einfach austauschen
Die Reise geht jetzt in Richtung einer exemplarischen Umsetzung einer durch Unternehmen betriebenen eFTI-Plattform. Anhand des Anwendungsfalls eCMR wird demonstriert, wie Transportinformationen aus Systemen der Unternehmens-IT an eFTI-Plattformen übertragen und auf das eFTI-Datenmodell gemappt werden, um diese Informationen Behörden zugänglich zu machen.
Im Ergebnis wird ein einfacher Ende-zu-Ende-Prozess – beginnend mit der Datenhaltung in Unternehmenssystemen über die Bereitstellung von eFTI-Datasets auf eFTI-Plattformen bis zu den behördlichen Zugangspunkten (eFTI-Gates) – demonstriert. Dabei soll auch betrachtet werden, wie IoT-Geräte verwendet werden können, um Transportinformationen automatisiert zu erfassen und für den elektronischen Austausch im eFTI-Kontext zugänglich zu machen. Neben der Entwicklung geeigneter Geräte sind dabei Sachverhalte der Vertrauenswürdigkeit der Daten (u. a. Authentifizierung, Autorisierung, Identifikation) von besonderer Bedeutung.