Die Open Logistics Foundation hat auf dem Deutschen Logistik-Kongress (DLK) 2023 in Berlin den Proof of Concept für einen branchenweiten eCMR-Standard auf Open Source- und Blockchain-Basis vorgestellt. Der Standard ist in einer europäischen Working Group mit den Stiftungsgründern Dachser, Rhenus und Fraunhofer IML sowie weiteren Mitgliedern entstanden. Der Grundstein dafür wurden im Großforschungsprojekt Silicon Economy am Fraunhofer IML gelegt.
Die Logistikdienstleister Dachser und Rhenus hatten die in der Working Group entwickelte neue eCMR-Plattform in einem Piloten auf einer realen Transportroute ab Berlin getestet und die Dokumente automatisiert verarbeitet. Damit ist nicht nur der Nachweis erbracht, dass die technische Seite funktioniert. Vielmehr liefert der Pilot auch eine Bestätigung dafür, wie produktiv die Zusammenarbeit von Unternehmen, die sogar Mitbewerber am Markt sind, in einer Organisation wie der Open Logistics ist. Der Community-Gedanke der offenen und fairen Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen, die im freien Markt auch Mitbewerber sein können, ist die Basis der Open Logistices Foundation. Sie baut seit 2021 eine europäische Open Source-Community auf – mit dem Ziel, die Digitalisierung in Logistik und Supply Chain Management auf der Basis von Open-Source voranzutreiben und logistische Prozesse durch De-facto-Standards und praktikable Open Source-Software für alle zu vereinheitlichen.
»Wenn Mitbewerber wie Rhenus und Dachser über die gleiche Open Source-Plattform mittels eCMR interagieren, dann wird dieser Standard definitiv branchenweite Akzeptanz finden«, erklärte Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel in Berlin. Der Kuratoriumsvorsitzende der Open Logistics Foundation und geschäftsführende Institutsleiter des Fraunhofer IML sprach dabei im Namen der Community der Open Logistics Foundation, zusammen mit Stefan Hohm, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Open Logistics Foundation und als Chief Development Officer Mitglied des Vorstands bei Dachser, Boris Jeggle, Vertreter der Rhenus Gruppe im Logistical Steering Committee der Open Logistics Foundation und Geschäftsführer der Rhenus Special Delivery, Andreas Nettsträter, CEO der Open Logistics Foundation und dem eCMR-Working Group-Leiter Ingo Müller, Department Head Prototyping & Testing bei Dachser. »Was 2020 bei uns im Fraunhofer IML mit dem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt Silicon Economy begann, wird nun durch die Open Logistics Foundation als Community-Projekt in die Praxis überführt«, so ten Hompel.
»Eine derartige Technologieinitiative wie die Open Logistics Foundation ist bis dato in der Logistik etwas Besonderes“, sagte Boris Jeggle von Rhenus. „Die Community lebt von der Expertise aller. Wir zeigen mit unserem partnerschaftlichen eCMR-Standard, dass Konnektivität, Kompatibilität und Interoperabilität von IT-Systemen in der Logistik über die eigenen Unternehmensgrenzen hinausgehen können. Die Digitalisierung von Logistikketten funktioniert nur unternehmensübergreifend. Schnittstellenprobleme sind zu überwinden und Lösungen dafür sollten via Open-Source für alle frei verfügbar sein.« Stefan Hohm von Dachser verdeutlichte: »Den Community-Gedanken leben nicht nur Logistikdienstleister und IT-, Speditions- oder Versandunternehmen – auch marktführende eCMR-Plattformanbieter nehmen an der Working Group teil. Ganz nach dem Motto: Branchenweit akzeptierte Standards für Basis-Anwendungen anstelle von Insellösungen und der stetigen Wiederholung der Programmierung von Routinen. Im Rahmen der Working Group entstehen mehr als Anwenderempfehlungen. Sie liefert aktiv Programmzeilen für einen gemeinsamen Open Source-Standard und zeigt darüber hinaus ein reales Anwendungsszenario für den Betrieb einer Blockchain in der Logistik auf. Und das mit großem Erfolg!«
Meilenstein für die Open Logistics Foundation
»Der Deutsche Logistik-Kongress 2023 bildet einen Meilenstein für die Open Logistics Foundation«, resümierte Andreas Nettsträter, CEO der Open Logistics Foundation. »Nachdem wir auf dem DLK 2021 unsere Gründung kommunizierten und auf dem DLK 2022 für mehr Zusammenarbeit in der Branche warben, können wir 2023 behaupten, dass unsere Idee funktioniert hat. Direkte Marktbegleiter haben sich an einen Tisch gesetzt und entwickeln Open Source-Lösungen auf Commodity-Ebene, die für alle – d.h. auch Nicht-Mitglieder – über unser Repository offen verfügbar sind. Und der eCMR ist das beste Beispiel hierfür. Genau dieser Community-Ansatz ist wichtig für die breite Akzeptanz neuer Technologien in der Logistikbranche.«
Fotos: Open Logistics Foundation, BVL/Bublitz