Die produktive Entwicklung des Digitalen Frachtbriefs (eCMR) im Rahmen der Silicon Economy wird Ende des Jahres offiziell abgeschlossen. Die Forschungsergebnisse bilden zum einen die Basis für Projekte mit der Industrie, zum anderen werden sie für das sich anschließende Silicon Economy-Projekt »eFreight-Folder« genutzt. »Wir haben mit dem digitalen Frachtbrief in den vergangenen Monaten eine wichtige Basis zur Digitalisierung von Transportinformationen in Europa und darüber hinaus geschaffen und erprobt – immer mit Blick auf einen neuen europäischen Standard«, so Patrick Becker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IML und Product Owner des Digitalen Frachtbriefs.
Dass das System einsatzfähig ist, hat der jüngste Use Case bestätigt: Die internationalen Logistikdienstleister Rhenus und Dachser hatten den neuen eCMR-Dienst auf einer realen Transportroute ab Berlin getestet und die Dokumente automatisiert verarbeitet. Erstmals setzten Unternehmen dabei auf eigene eCMR-Instanzen. Die Idee für den Piloten war im Rahmen der Working Group »Electronic Transport Information« der Open Logistics Foundation entstanden. Die Silicon Economy-Forschenden unterstützten die beiden Unternehmen bei der Realisierung des Testbetriebs. »Mit diesem erfolgreichen Praxistest konnten wir den letzten und wichtigsten Meilenstein in unserem Projekt erreichen«, so Teammitglied Maximilian Schellert.
Wie können Unternehmen die Digitalisierung von Transportdokumenten gezielt vorantreiben?
Der eCMR befindet sich zwar immer noch im Stadium eines Prototyps. Doch nachdem die Komponenten als Open Source im Open Logistics Repository der Open Logistics Foundation zur Verfügung stehen, hat jedes Unternehmen die Möglichkeit, seine eigene Lösung zu implentieren – auch mit Unterstützung des Fraunhofer IML. Die Zusammenarbeit mit den eCMR-Experten kann den Weg bis zur Inbetriebnahme erheblich verkürzen, Ressourcen und Zeit sparen.
Jedes Unternehmen kann sich dabei entscheiden, wie sehr es die Lösung in die Unternehmensstruktur integrieren will. Dabei gilt: je tiefer, umso höher der Aufwand – umso besser aber auch das Ergebnis. Ein Beispiel zeigt das: Unternehmen können das im Projekt entwickelte Nutzermanagement einsetzen oder ein eigenes Nutzermanagement aufsetzen. Der Rückgriff auf die bestehende Komponente hat den Vorteil, dass die Lösung sehr schnell einsatzbereit ist. Allerdings werden die angelegten Nutzerdaten dabei nicht mit den Accounts derselben Personen im Unternehmen verknüpft. Der Vorteil einer eigenen Lösung liegt darin, dass der eCMR-Dienst auf die vorhandenen User des unternehmensinternen Nutzermanagements zugreifen kann – eine mögliche Voraussetzung dafür, dass der Dienst perspektivisch auch nahtlos in die Apps des Unternehmens eingebunden werden kann.Product Owner Patrick Becker: »Letztlich kann jedes Unternehmen selbst festlegen, welcher Weg in seinem Fall der beste und richtige ist.«
Ist es möglich, unterschiedliche digitale Transportdokumente zu bündeln und so eine Übersicht zu erhalten?
Der eCMR bildet auch die Grundlage für das neue Silicon Economy-Entwicklungsprojekt »eFreight-Folder«, das im Januar 2024 startet und bis Ende des Jahres läuft. Hier soll eine einheitliche Lösung zur Bündelung von digitalen Frachtdokumenten in einem Service – einer digitalen Mappe – entwickelt werden. Vor dem Beginn des Projekts haben die Forschenden eine Umfrage gestartet, in der die Anforderungen von Unternehmen aufgenommen werden. In der ersten Phase des Projekts stehen Architektur und Schnittstellen auf der Agenda. Danach werden die Grundfunktionalitäten der digitalen Mappe entwickelt. Ende 2024 soll dann ein Minimum Viable Product des eFreight-Folder vorliegen.