Zu den großen Herausforderungen für die Digitalisierung der Logistik gehört jedoch die Kommunikation der verschiedenen Technologie- und Softwarelösungen untereinander und miteinander, die Kommunikation zwischen Auftraggeber/Sender, Transportdienstleister und Empfänger. Die großen Marktakteure setzen nach wie vor auf ihre eigenen Entwicklungen. Die Schwierigkeit liegt also darin, Schnittstellen so zu definieren und Standards so zu setzen, dass die verschiedenen Systeme und Lösungen miteinander kompatibel sind und sich verstehen. Bislang ist es schwer gewesen, gerade große Konzerne davon zu überzeugen, sich von ihren eigenen Lösungen zu lösen und auf gemeinsame Plattformen und gemeinsame Standards zu setzen.
Der Trend zu digitalen Plattformen bietet heute eine Chance, das System aufzubrechen, weil die Technologie viele neue Möglichkeiten eröffnet. Die mittelständischen Transportunternehmen wollen hier weg von einem monopolistischen und zentralistischen Ansatz. Was sie präferieren, sind dezentrale Ansätze. Die Hoheit über die eigenen Daten spielt hier eine wichtige Rolle: Jedes Unternehmen will die Kontrolle über sein System und seine Daten behalten.
Bei der Etablierung solcher dezentraler Ansätze muss gewährleistet sein, dass allgemeingültige Standards und Bedingungen eingehalten werden, damit sich die Systeme nicht verselbstständigen und die Rechtssicherheit aus der analogen Welt gewahrt bleibt. Dafür müssen alle Akteure die Chance erhalten, teilzunehmen, ohne dass es zu Wettbewerbsnachteilen kommt. Zugleich müssen die Kontrollbehörden eingebunden werden, um die Einhaltung bestehender Vorschriften kontrollieren zu können. Und last, but not least: Man muss europaweit denken!
Bereitschaft zur Vernetzung ist vorhanden
Open-Source-Lösungen wie sie in dem Vorhaben »Silicon Economy« eine wesentliche Rolle spielen, sind in der Branche bislang noch nicht stark verbreitet bzw. haben sich noch nicht etabliert. Der Begriff der »Silicon Economy« ist natürlich auch sehr abstrakt: Viele können sich darunter erst einmal wenig vorstellen. Gleichwohl zeigen sich die Unternehmen grundsätzlich bei digitalen Lösungen, mit denen sie ihr Geschäftsmodell ausbauen, verändern oder anpassen können, sehr offen. Die Unternehmen haben auch ein großes Interesse daran, miteinander auch zu kooperieren, sich zu vernetzen und sich auszutauschen. Denn die Vertragsbeziehungen, aus denen sich ihre Aufträge ableiten, sind in der Regel über lange Zeit gewachsen und regional abgegrenzt. Bedenken, dass sich Kooperationen untereinander und miteinander schlecht auf das Geschäft auswirken, sind eher gering. Im Gegenteil: Sie werden als Chance gesehen. Die Bereitschaft zur Vernetzung ist stark ausgeprägt – nicht zuletzt ein Erfolg der Verbände, die diesen Gedanken vorantreiben.
Will man die »Silicon Economy« zum Prinzip der Plattformökonomie von morgen machen, will man branchenweit ein dezentrales, auf Open Source-Lösungen basierendes Ökosystem etablieren, sind es im Bereich des Güterkraftverkehrs gerade Klein- und Mittelständler mit durchschnittlich etwa zwanzig Fahrzeugen, die angesprochen werden müssen. Dazu müssen die Lösungen digitaler Plattformen und die damit verbundenen Mehrwerte konkret und für den Mittelstand greifbar gemacht werden.
Insbesondere gilt es, nicht nur die technische Lösung, sondern auch die rechtlichen Herausforderungen zu adressieren: Für Unternehmen ist die Rechtssicherheit immer ein zentraler Punkt, denn am Ende hängt gerade beim Mittelstand am Bestand abgeschlossener Verträge und übernommener Aufträge sehr schnell die eigene Existenz. Digitale Plattformen erfordern zwingend ein rechtssicheres Umfeld.