Bei einem Online-Fachaustausch auf Einladung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und des Fraunhofer IML diskutierten Vertreter und Vertreterinnen zahlreicher Verbände und Unternehmen gestern über die Anforderungen an den »Digitalen Frachtbrief«, der aktuell im Rahmen der Silicon Economy entwickelt wird.
Frachtbriefe als Warenbegleitpapiere für Frachtgut im nationalen und internationalen Frachtverkehr werden heute in der Praxis häufig noch manuell und analog erstellt und mitgeführt. In der Praxis hat sich weder eine einheitliche Gestaltung des nationalen Frachtbriefes noch des Frachtbriefs im grenzüberschreitenden Straßengüterverkehr etabliert. Genau hier setzt das Team des Entwicklungsprojekts »Digitaler Frachtbrief (e-Frachtbrief)« an. Mit dem Fachaustausch wollten die Forschenden nun im direkten Austausch mit Verbänden und der Industrie die Weichen dafür stellen, dass sie ihre Lösung an konkreten Bedürfnissen des Marktes ausrichten können. »Tatsächlich wenden wir uns zu diesem frühen Zeitpunkt an die Logistik-Community, um möglichst viele Anforderungen einzusammeln und zu berücksichtigen«, begrüßte Dr. Michael Schmidt vom Fraunhofer IML, in der Silicon Economy für die Strategieentwicklung zuständig, die Anwesenden. »So wollen wir sicherstellen, dass der Service im Ergebnis die größtmögliche Akzeptanz im Markt findet.«
Transportkette durchgängig papierlos abdecken
Das Entwicklungsprojekt startete im Mai dieses Jahr als eines von bis heute neun im Rahmen der Silicon Economy. Product Owner Patrick Becker gab in der Veranstaltung einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und Umsetzung. »Mit dem E-Frachtbrief entsteht ein digitaler Service, der Erzeugung, Speicherung, Weitergabe von digitalen Frachtbriefen ermöglicht und sowohl menschen- als auch maschinenlesbar ist», erläuterte er die Ziele des Open Source-Projekts im Rahmen der Silicon Economy. Großes Interesse an den Arbeiten hat bereits der mittelständische Logistikdienstleister NOSTA Group mit Sitz in Osnabrück signalisiert. Thore Arendt von NOSTA erläuterte im Fachaustausch die Motivation des Unternehmens, Anforderungen aus der Praxis in das Projekt einzubringen: »Wir haben dabei großes Interesse an dem Open Source-Ansatz für den e-Frachtbrief. Denn wir brauchen in der Logistik nicht noch mehr Lösungen oder noch mehr Plattformen. Durch Open Source sehen wir die Chance, die Transportkette endlich durchgängig papierlos abzudecken.«
Im anschließenden Fachdialog hatten auch die Teilnehmenden Gelegenheit, Herausforderungen und Anforderungen aus ihrer Sicht zu formulieren sowie Faktoren und Hindernisse jenseits der technischen Umsetzung zu benennen. Die rege Diskussion zeigte dabei vor allem eines auf: Die Entwicklung muss von möglichst vielen Akteuren in der Logistik mitgetragen werden, damit sie sich durchsetzt. Große Einigkeit bestand darin, dass die freie Verfügbarkeit der Open Source-Lösung die breite Nutzung beschleunigen kann.