Forscher der Silicon Economy haben den Grundstein dafür gelegt, den sicheren Datenraum IDS – kurz für International Data Spaces – in der Logistik auf breiter Fläche nutzbar zu machen: Ein neuer Software-Baukasten – die IDS Integration Toolbox (vorher IDS Wrapper Toolbox) – ermöglicht es Unternehmen jetzt, einen Data Space-Konnektor schnell und einfach in ihre IT-Landschaft zu integrieren. »Der sichere Austausch von Daten über die Unternehmensgrenzen hinweg ist eine der Grundvoraussetzungen für das zukünftige dezentrale Plattformen-Ökosystem der Silicon Economy«, so Timo Erler, im Vorhaben verantwortlich für die Integration des IDS. »Denn transparente und gleichzeitig vertrauensvolle Informationsflüsse zwischen Unternehmen sind die Basis für die Nutzung und die Akzeptanz digitaler Dienste und Plattformen, wie wir sie in der Silicon Economy gemeinsam mit der Industrie derzeit entwickeln.« Logistik-Unternehmen haben mit der Wrapper Toolbox nun einen Einstiegspunkt sowohl in die Silicon Economy als auch in den IDS.
Wie funktioniert der Austausch von logistischen Daten in sicheren Datenräumen?
Die International Data Spaces, gestartet als Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft, stellen eine Alternative zu bestehenden Datenraumkonzepten dar, die die Daten entweder zentral und monopolistisch verwalten oder jeden einzelnen Datenaustausch individuell aushandeln. So kann im IDS jedes Unternehmen »seine« Daten und deren Nutzung selbst steuern. Die Übertragung von Eigentumsrechten an zentrale Instanzen oder Anbieter ist ausgeschlossen. Ob im Transportmanagement, beim Ladungsträgertausch oder beim Artikel-Tracking: Der IDS wird überall dort gebraucht, wo Daten die Unternehmensgrenzen verlassen.
Die zentrale Instanz für den Austausch von Daten im International Data Spaces sind die Konnektoren. Sie stellen die Kommunikation über das Internet zwischen teilnehmenden Unternehmen bzw. Plattformen der Unternehmen her. Zu ihren Aufgaben gehören der Aufbau einer sicheren Kommunikation, der souveräne Austausch von Daten und die Authentifizierung von Unternehmen. Bislang mussten Unternehmen solche Konnektoren für ihre spezifischen Anwendungen anpassen und weiterentwickeln. Dies erforderte bislang eine umfassende Einarbeitung in das Referenzarchitekturmodell des International Data Spaces.
Wie können Logistikunternehmen Daten über sichere Datenräume konkret austauschen?
Mit der IDS Integration Toolbox der Silicon Economy wird die Anbindung für Logistikunternehmen an den IDS nun deutlich einfacher. Die Entwicklung besteht aus einer Guideline und einer Softwarebibliothek. Ein Wrapper übernimmt die Funktion eines Adapters oder Verbindungsstücks zwischen einem Dienst bzw. einer Plattform und dem Konnektor: Indem er alle anwendungsspezifischen Funktionalitäten abkapselt, entfallen wesentliche Schritte der Konfiguration, etwa zum Aufbau von Verbindungen oder zur Sicherstellung von Identitäten. »Damit können sich Unternehmen direkt auf ihren Anwendungsfall konzentrieren«, erklärt Silicon Economy-Experte Jens Leveling, der das Tool mit entwickelte. Die Toolbox wiederum ermöglicht es Unternehmen, den Wrapper weiterzuentwickeln, intelligenter zu gestalten und mit mehr Funktionen auszustatten. So können sie die eigene Software erweitern oder neue Services realisieren.
Wie alle Entwicklungen der Silicon Economy ist die IDS Integration Toolbox eine frei nutzbare Open Source-Software. Sie wird in Kürze über das Silicon Economy-Respository zugänglich sein. Damit zeigt sich einmal mehr, dass die Silicon Economy ihr Potenzial nutzt, die bereits vorhandenen Komponenten für eine digitale Logistik zu einem »Big Picture« zusammenzusetzen und in den massenhaften Einsatz zu bringen.
Wie gestaltet sich der Datenaustausch in kompletten, real existierenden Lieferketten?
Das Team des Silicon Economy-Entwicklungsprojekts »Supply Chain Execution« hat die Integration des IDS mit der IDS Integration Toolbox bereits als Pilotprojekt durchgeführt. Die beteiligten Industriepartner bilden eine komplette, real existierende Lieferkette – vom Lieferanten über den Großhändler bis zum Kunden – im Bereich des C-Teile-Managements ab. C-Teile sind geringwertige Güter, die einen hohen Beschaffungsaufwand erfordern. Dies ist beispielsweise bei Schrauben, Muttern oder Scheiben für Maschinen und Anlagen der Fall. Die Koordination solcher Artikel und das Handling von Nachbestellungen stellt die beteiligten Unternehmen grundsätzlich vor große Herausforderungen. Im Projekt »Supply Chain Execution« schaffen die Partner aktuell die Grundlagen für eine vollständig vernetzte Plattform als Blaupause für den Aufbau eines dezentralen Plattformen-Ökosystems geschaffen, dem Grundgedanken der Silicon Economy.
Durch die Pilotierung der IDS Integration Toolbox im »Supply Chain Execution«-Use Case konnten die Silicon-Economy-Forscher wertvolles Feedback generieren und reale Anforderungen in die Toolbox und den Konnektor einbinden.
Foto: Adobe Stock/Fraunhofer IML